Den Anfang setzte das Jugendblasorchester mit „Seven Nation Army“. Peter Knapp, der als Moderator wieder bekannt kreativ, informativ und unterhaltsam durch das Programm des Abends führte, wies hier auf die Bekanntheit nicht nur durch die Charts, sondern Fangesänge in den Fußballstadien hin. Viel Bass durch Posaunen und Tuba wechselte mit den höheren Parts in Flöten, Klarinetten und Saxophonen ab.
Das Publikum merkte schon: mit Blasorchester-Musik, wie man sie von Frühschoppen gewöhnt ist, hat dieses Konzert nichts gemeinsam. Highlights aus Harry Potter, für Kenner der Filme mit einiger Gänsehaut, zeigten dann auch die ruhigere, dramatischere Seite eines Orchesters. Dynamischere und für die Schlagzeuge sichtbar Freude machende Rhythmen wurden bei den Tarzan Soundtrack Highlights hörbar. Aus allen Ecken des Orchesters wurde die Percussion unterstützt mit Tönen und Geräuschen des Dschungels.
Bei „The Rose“ wurde es ruhiger: Hoffnung auf die Liebe wurde nicht nur vom Orchester, sondern auch gesanglich dargeboten. Mariella Pelz sang den Bette Midler Song sicher und mit viel Vibrato und wurde vom Orchester ruhig und besinnlich begleitet. Den Abschluss bildete Hurra Hurra, ein Potpourri aus 6 Titeln der Kinderfilmmusik. Die Dirigentin Julia Jeckel leitet das Jugendblasorchester erst seit diesem Frühjahr, da Robert Kilian leider aus beruflichen Gründen aufhören musste. Er wurde mit viel Beifall und großem Dank verabschiedet und erhielt u.a. ein T-Shirt mit allen Unterschriften der jungen MusikerInnen. Er hatte das Orchester noch durch die schwierige Corona-Zeit gesteuert, Julia Jeckel holte nun aus dem Jugendblasorchester alle Facetten hervor und dirigierte souverän und mit großer Kompetenz an diesem Abend. Natürlich wurden Rufe nach einer Zugabe laut, die mit „I can’t wait to be King“ aus König der Löwen den krönenden Abschluss bildete.
Nach einer kurzen Umbauphase versammelten sich die 40 MusikerInnen des großen Blasorchesters auf der aus allen Nähten platzenden Bühne. Meist eng auf Stühlen sitzend, war es für die Schlagzeuger im hinteren Bereich der Bühne im Stehen eine wahre Herausforderung, die jedoch alle problemlos bewältigten. Ein eindrucksvolles Bild, zu dem sich bald eindrucksvolle Orchestermusik gesellte. Lichterketten und Strahler beleuchteten den Innenbereich in bunten Farben, das Aufbau-Team um Tobias Eberlein hatte ganze Arbeit geleistet. Während und nach dem Konzert sorgte das Theken-Team um Rebecca de Reus dafür, dass keine/r der ca. 200 Gäste Hunger oder Durst leiden musste.
Dirigent Marco Hepp, bei diesem Konzert als Vertreter von Thomas Kilian (ist nach den Sommerferien wieder zurück) für das große Blasorchester zuständig, hatte ein anspruchsvolles Programm entworfen. Er sorgte mit klaren Gesten für genaue Einsätze und führte das Orchester sicher durch dieses Open-Air-Konzert. Bereits der erste Titel, „Irish Castle“, passte exakt zum wunderbaren Ambiente der Burg. Signalfanfaren, lange Bassläufe und Flötengruppen erinnerten an die kriegerischen Zeiten des Mittelalters, das Solo spielte Julia Maier gefühlvoll mit ihrer Klarinette.
In der Musik zum hochdekorierten Film „The Greatest Showman“ überzeugten das Orchester mit vielen Dynamik- und Stilwechseln sowie die Solisten Janine Schwab an der Querflöte, Josefine Haase am Saxophon und Attila Pinter an der Trompete. Mit „Pomp and Circumstance“, inklusive „Land of Hope and Glory“ fühlte man sich nach London versetzt, denn dieses Stück wird jährlich von Tausenden in England in der „Last Night of the Proms“, dem letzten der Promenadenkonzerte gefeiert.
Das Dauborner Blasorchester spielte mit genauso viel Begeisterung und brachte das Publikum zum Mitwippen. Zurück in Deutschland fühlte sich nicht nur Moderator Peter Knapp an die Jugend erinnert, erklang doch jetzt die 80er Kult-Tour. „Skandal um Rosi“, „Sternenhimmel“, „1001 Nacht“ und andere Hits der 80er waren dabei, teilweise ineinander verwoben, ein Lied zum Lächeln und Mitsummen. „Tanz der Vampire“ führte nach Transsilvanien und erinnerte manchen an einen Musical-Besuch.
Solistisch trat hier Mariella Pelz am Saxophon auf. Im letzten Stück traute sich das Orchester an „Children of Sanchez“, einer Filmmusik von Chuck Mangione aus dem gleichnamigen, aber unbekannten Film. Attila Pinter, stilgerecht mit Hut, unterstrich seine Fähigkeiten mit einem sicheren und wunderbaren Solopart, auch bei den hohen Schlussnoten. Da zwei Mitglieder der Orchester kurzfristig wegen Corona ausfielen, sprang Mariella Pelz für das Saxophon-Solo kurzfristig ein.
Mit dem fulminanten Finale setzte langanhaltender Beifall ein, unter den sich Zugabe-Rufe mischten. Diese war ein Paukenschlag: „Bohemian Rhapsody“ von Queen, hier für Orchester arrangiert, inklusive Solo-Beginn durch Hörner, Gitarrensolo der Querflöten und dem verträumten Abschluss. Nach einer weiteren Zugabe aus „Pomp and Circumstance“ konnten alle zum gemütlichen Teil übergehen und die laue Nacht auf der Burg in Kirberg genießen – auch wenn sie aus Dauborn kamen.